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  24.04.2024 Wetter Ostsee
Die Familie muss in den Krieg E-Mail

Das Vertrauen zum österreichischen Geldwesen war am Anfang 1900 sehr groß. Sogar während des ersten Weltkrieges und noch in der unmittelbaren Nachkriegszeit schien in weiten Kreisen der Bevölkerung eine Entwertung des Krone außerhalb jeder Vorstellung zu liegen. Umso schwerwiegender war natürlich später der Rückschlag.

 

Mit 25 Jahren, in 1907 arbeitete die Tante Mitzi für einen Jahr in Venedig wo sie als Zimmermädchen der Familie Trentin / Tami, in deren Villa am Lido, auch die italienischen Tugenden und die Italienische Sprache lernte. Dabei traf sie auch die Liebe ihres Lebens, den Jungen Franz Vogl aus Weigelsdorf bei Wien, mit welchem sich eine leidenschaftliche Liebesgeschichte entwickelte.

 

Die Annexion von Bosnien und Herzegowina von 1908 leitete in Europa eine neue Krise ein. Es folgten 1912 und 1913 zwei Balkankriege, durch welche die Spannung zwischen den habsburgischen Vielvölkerstaat und Serbien noch weiter verschärfte.  Während dessen die Welt drum herum so manchmal im Chaos von Krieg und Zerstörung versank blieb die Tante Mitzi ihren Werten von Familie, Ehrlichkeit, Arbeit, Toleranz und respektvolles Zusammenleben in der Gesellschaft, stets treu.

 

Als der Erste Weltkrieg ausbrach war die Tante Mitzi 33 Jahre alt. Ihr Verlobter Franz wurde zur östlichen Front berufen wo auch die zwei Brüder Alois und Filipp kämpfen mussten. In Mai 1915 trat Italien in den Krieg gegen Österreich, und der Front näherte sich bedrohlich bis nach Villach. Am 16. September 1915 wurde sogar die Walfahrtskirche von Lushari bombardiert. 1916 wurde die Lage in Saifnitz/Camporosso so gefährlich, dass die Zivilbevölkerung evakuiert wurde. Auch die Familie der Tante Mitzi musste nach Schieffling am Wörthersee umsiedeln, wo Maria als Köchin anfing zu arbeiten. Die Tante Mitzi schrieb Liebesbriefe an ihrem Verlobten Franz den ganzen Krieg hindurch, aber eines schlechten Tages im Jahr 1918 bekam sie aus Wien die Nachricht, dass ihr geliebter Franz im Krieg gefallen war. Das war der schlimmste Verlust ihres Lebens, und sie entschloss sich keinen anderen Mann in Ihrem Leben jemals mehr zu haben.

 

1918 brach die Habsburger Monarchie zusammen. Am 21. Oktober 1918 erfolgte die Konstituierung einer Provisorischen Nationalversammlung, die am 3. November 1918 der Waffenstillstand mit Italien abschloss. Am 13. November 1918 wurde die Republik Deutsch-Österreich ausgerufen. Die neue Demarkationslinie war seit Kriegsende knapp südlich von Villach und Klagenfurt festgelegt. Zur Sicherung der Bahnlinie Wien-Italien wurde sogar Villach von Italienischen Truppen vorübergehend besetzt, die in der Jägerkaserne einquartierten.

 

Im Mai 1918 kehrte die Tante Mitzi nach Camporosso/Saifnitz zurück, gefolgt von den Bruder Alois und Filipp, beide schwer gezeichnet vom Krieg.  Das Familienhaus Nr. 83 war geplündert worden, aber die größte Umstellung musste noch nach dem Krieg kommen: im Juni 1919 beschließen die Gewinnermächte des Ersten Weltkriegs den Friedensvertrag von Versailles und anschliessend von Saint-Germain-en-Laye, wodurch das Kanaltal an das Königreich Italien abgetreten wurde.  Im gleichen Vertrag wurden auch Sonderkommissionen bestellt die die Kriegsentschädigungen an Privatleute bemessen haben. An die Tante Mitzi wurde ein Betrag von 1047,75 Kronen ausbezahlt (heute ca. 5.000 Euro). Davon behielt sie 20 Kronen aus Gold für sich, den restlicher Betrag zahlte die Tante Mitzi in einem Sparbuch der Sparkasse Villach ein, welches noch heute ein Guthaben von 5604,66 Kr (ca. 25.000 Euro) aufweist. Zu dieser Zeit war Saifnitz/Camporosso bereits ein Teil des Königsreichs Italien, und die Konvertierung der Krone in Lire war so gut wie unmöglich, da schon die Umrechnung der Krone zum Gold ab Ende 1919 und bis August 1922 mehrmals abgeändert wurde.

 

1924 wurde die Krone drastisch abgewertet und in den Schilling umgewandelt. Für 10.000 Papierkronen wurde 1 Schilling ausgegeben, während 14400 Papierkronen entsprachen 1 Goldkrone. In dem Glauben, ihr Geld in der Bank sei von dieser Umstellung geschützt, ließ Maria Autischer ihr Guthaben auf ihr Sparbuch. Als sie aber 1924 etwas Geld abheben wollte, hätte sie lediglich ein Bruchteil davon ausbezahlt bekommen, denn ihre einbezahlten Kronen galten als Liquide, daher wie Papierkronen. Sie lies das Guthaben auf dem Sparbuch und bedauerte ein Leben lang, dass sie besser ein Haus von ihrem Geld hätte kaufen sollen. Der neue Wert des Guthabens hätte in Januar 1924 gerade für ein Leib Brot gereicht.

 

1933 starb die Mutter der Tante Mitzi und sie lebte alleine im Haus Nr. 83 weiter. Zum Glück war der Reichtum ihrer Familie nicht auf einem Bankkonto deponiert sondern in verschiedenen Grundstücken investiert welche die Familie Autischer besaß. Aus einem Katasterauszug ergeht, dass die Tante Mitzi Grundstücke über eine Gesamtgröße von "5 Joch und 1046 Klafter" (ca. 32.000 qm) erbte nachdem ihre Mutter verstarb.